Rückblick Jahreskonferenz 2008: 
Gefragte kirchliche Handwerker auf der Bildungsbaustelle

 
Der Anlass hiess Jahreskonferenz 2008 Pädagogisches Handeln (PH). Der Titel der Veranstaltung «Baustelle Bildung – was bedeuten für uns Schulreformen wie Bildungskleeblatt und HarmoS?». Über 90 Teilnehmende aus 48 Kirchgemeinden gingen am 15. November mit einem prall gefüllten Schulranzen von Zofingen aus heim. Und sie schmunzelten noch auf dem Nachhauseweg über das Bild mit der schwarzen Katze.

Katharina Fuhrer und Rainer Jecker waren es, die bei der Auftaktliturgie in der Zofinger Stadtkirche dazu animierten, sich Bilder zu machen. Vorbilder, Abbilder, Ebenbilder, Menschenbilder, Gottesbilder, Sinnbilder. «Wo wurzelt unser Bildungsverständnis, in welchen Bildern gründet es?», fragte das Duo von der Fachstelle Kirchlicher Religionsunterricht die anwesenden Pfarrerinnen, Pfarrer, sozialdiakonischen Mitarbeitenden, Katechetinnen, Kirchenpfleger und Kirchenpflegerinnen.

Das Schräge ins Lot bringen
Victor Brun unterrichtete die Tagungsklasse zu HarmoS und Bildungskleeblatt unter der Leitfrage: «Religionsunterricht und Schule – eine Beziehung mit Vergangenheit, aber auch mit Zukunft?». Zügig erklärt war die Harmonisierung der obligatorischen Schule (HarmoS), die das Schulwesen in der Schweiz in den wichtigsten Bereichen angleichen will. Wesentlich umfassender widmete sich der Leiter Sektion Organisation und Entwicklung beim Departement Bildung, Kultur, Sport (BKS) des Kantons Aargau dem Bildungskleeblatt. Victor Brun skizzierte anschaulich die Vielschichtigkeit der Materie. Es wurde offensichtlich, dass durch die Schulhäuser ein frischer Wind wehen muss, wenn am Schluss alle gleichberechtigt Segel setzen und auf ein zukunftsfähiges Bildungsniveau kommen sollen.

Die Kirche im Schulhaus
Wie aber bringen sich die kirchlichen Handwerker geschickt auf der Grossbaustelle Bildung ein? Victor Brun betonte, dass Kinder nach wie vor ein grosses Verlangen nach Werten haben. Wie und wo diese vermittelt werden könnten, fasste er in fünf Thesen zusammen. 1. Da sich der konfessionelle Religionsunterricht (KRU) auf Dauer nicht durch organisatorische Massnahmen sichern lässt, sind rechtzeitig Varianten zu entwickeln. 2. Der KRU muss die Bildungsziele der Schule unterstützen und darf nicht nur kirchlichen Interessen dienen. 3. Die Zukunft des KRU hängt davon ab, ob sich dieses Fach überzeugend ins Bildungsgefüge einbringen kann. 4. Der KRU kann das Ziel der Einwurzelung in den Glauben nicht mehr allein erreichen (heute liegt der Anteil der Konfessionslosen einer durchschnittlichen Klasse bei 21 Prozent). 5. Das Projekt, eines von allen christlichen Kirchen gemeinsam verantworteten ökumenischen Religionsunterrichts, ist zu überprüfen.

Wir bleiben dran
Auf dem Podium mit Teilnehmenden aus Kirche, Politik und Schule wurde die unbedingte Dialogbereitschaft in der ganzen Sache klar zum Ausdruck gebracht. Wichtig dabei ist, dass die inner- und ausserschulischen Angebote der Kirchen klar umrissen sind: «Was steht drauf, was steckt drin?», wurde als Slogan in die Runde geworfen. Ebenfalls eindeutig fiel das Bekenntnis zum Christentum und seinen Perlen aus, genauso die Reformbereitschaft. Weitergeführt wurde die Diskussion in zwei Workshops, aus denen fürs Plenum Resultate formuliert wurden: Der Paragraph 72, welcher Religionsunterricht zu Schulzeiten und in schulischen Räumen zusagt, ist ein Gutschein. An ihn darf selbstbewusst erinnert werden. Eingelöst und verhandelt werden muss er aber in neuem Kontext. Flexibilität auch seitens der Kirchen ist gefragt. Das «A und O» sind persönliche Kontakte zu Lehrpersonen und vor allem zur Schulleitung. Dies in freundlicher Stetigkeit, nicht nur in brisanten Momenten, nicht nur durch Katechetinnen, sondern auch durch PH -Verantwortliche aus der Kirchenpflege. Kontakte auf politischer Ebene und zum BKS wären sehr wünschenswert. Es war dann Rainer Jecker, der mit seinem Bild von Schulreform Vieles aus dieser reich befrachteten Tagung amüsant auf den Punkt brachte: «Ob eine schwarze Katze Unglück bringt, hängt davon ab, ob man ein Mensch ist oder eine Maus.»

Carmen Frei/Karin Lüthi-Gantenbein

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